Zum Projekt "situationsorientierte Präventionsarbeit - Workshops mit ganzen Klassen"

Warum mit ganzen Klassen arbeiten - und wie kann das aussehen?

Ein wesentliches Ziel der Arbeit ist es, zur Förderung der Zivilcourage beizutragen

Unser inhaltlicher Anspruch: Wir wollen Veränderungsprozesse im Bewusstsein und Handeln aller beteiligten Personen (den begleitenden LehrerInnen und den SchülerInnen sowie langfristig auch bei den Eltern) schaffen in Bezug auf Konfliktregelungs-Kompetenz und den Aufbau einer Kultur der Akzeptanz. Mit Unterschieden leben lernen (ein Themenschwerpunkt unserer Workshops) z.B. heißt unter anderem auch: lernen als BündnispartnerIn zu handeln. Wie dies geschehen kann, soll gemeinsam entwickelt werden.

Unsere Grundannahmen: Konflikte konstruktiv zu lösen, als BündnispartnerIn zu handeln, muss gelernt werden - von Jugendlichen und Erwachsenen. Im gängigen Alltagsverhalten gibt es wenig Handlungsmuster hierfür. Moralische Appelle, Belehrung, Informationsvermittlung ... tragen wenig zu Einstellungs- und Verhaltensänderung bei. Über den Weg des Erfahrungslernens können neue Handlungsmuster ausprobiert und eingeübt werden.

 

Wie im Bereich der Mediation hat sich auch hier gezeigt, dass ein streng strukturierter Ablauf des gesamten Prozesses unerlässlich ist. Die folgende Vorgehensweise, die wir im Laufe unserer Workshop-Arbeit mit ganzen Klassen entwickelt haben, hat sich als sinnvoll erwiesen.

Hier ein Überblick über den typischen Ablauf eines Workshops (vom Vorlauf bis zur Nachbesprechung):

1. Erste Kontaktaufnahme

In der Regel sprechen uns (Hubbig/Scheller) die KollegInnen an, ob wir mit ihrer Klasse unser "Konfliktprogramm" / unseren "Workshop" machen können. Sie schildern kurz aus ihrer Sicht die Situation in der Klasse und gegebenenfalls den akuten Anlass, der zur Kontaktaufnahme geführt hat.

2. Auftragsklärung mit den LehrerInnen

Nach weiteren Klärungen und Absprachen mit den beteiligten LehrerInnen raten wir entweder dazu, doch zunächst andere Instrumente einzusetzen (z.B. Bearbeitung von Einzelkonflikten in der Streitschlichtung) oder entschließen uns, den Auftrag anzunehmen, unter dem Vorbehalt, dass auch die Klasse dies so wünscht. Wir stellen im Verlauf der Klärung den KollegInnen die Grundprinzipien unseres Arbeitsansatzes vor:

a) Wir bezeichnen unsere Arbeit als situationsorientierte Präventionsarbeit. Das bedeutet: Es wird an den eigenen Problemen der Zielgruppen lösungsorientiert gearbeitet. Dabei gilt das Prinzip des Erfahrungslernens. Das beinhaltet, dass grundsätzlich die SchülerInnen selbst Antworten finden zu den Konflikten / Problemen, die sie im Moment haben. Die Übungen und Spiele, die die SchülerInnen und ihre LehrerInnen während des Workshops machen, sind die Grundlage für die Antworten, die wir alle gemeinsam entwickeln.

b) Der Weg danach muss begleitet werden. Die Erkenntnisse, die die SchülerInnen gewonnen haben, das, was sie sich vorgenommen haben, sollte immer wieder zum Thema gemacht bzw. einfach im normalen Schulalltag berücksichtigt werden. Das ist leichter, wenn man sich gegenseitig daran erinnert. Daraus ergibt sich c.

c) Die Teilnahme von LehrerInnen der Klasse ist unverzichtbar. Die Erfah- rung hat gezeigt, dass KlassenlehrerInnen und VertreterInnen der Fächer Deutsch oder auch Politik die Wegbegleitung gut übernehmen können. Oberster Grund- satz sollte allerdings sein, dass die LehrerInnen für sich abschätzen sollten, ob sie sich auf diese Art der Arbeit einlassen können und auch wollen.

3. Auftragsklärung mit der Klasse

Hier gilt es, der Klasse deutlich zu machen, dass es für uns wichtig ist, ihre Probleme / Konflikte genauer kennenzulernen und zwar aus ihrer Sicht. Nur so können wir ihnen auf ihre Situation abgestimmte Bausteine anbieten. Wenn das abgeschlossen ist, brauchen wir den Auftrag, die geplante Maßnahme durchzuführen, auch von der Klasse. Zum Zustandekommen des Auftrags gehört auch, dass sich alle Beteiligten auf die Einhaltung der Basis-Regeln einigen.

4. Organisatorisches

Hier geht es um die Informierung der Eltern über das Vorhaben / einen geeigneten Raum zu finden / KollegInnen rechtzeitig zu informieren (keine Klassenarbeiten an diesen Tagen ansetzen) und auch zu klären, wer letztlich sinnvollerweise teilnehmen sollte.

Danach folgt der Workshop, der z.B. damit abschließt, was die Klasse sich vornimmt, um ihre ursprünglichen Vorstellungen weiter zu verfolgen, d.h. zu realisieren.

Wie bei der Streitschlichtung gehört auch hier zum unmittelbaren Prozess die Nachbesprechung, bzw. noch mehrere Rückkopplungstermine. Wir signalisieren, dass wir weiterhin an dem Fortgang des Prozesses interessiert sind und natürlich auch für eine weitere Begleitung ansprechbar sind.